Der Kontrast könnte grösser nicht sein, und wenn man das Schelmenhafte kennt, das immer wieder in Stephan Musfelds Leidenschaft für Oldtimer mitschwingt, dann war dieser ganz bestimmt kein Zufall. Nach den durchgestylten Sportwagen-Entwürfen der Mailänder Edel-Carrozzeria Zagato widmet sich die jüngste Sonderausstellung im 2008 eröffneten Muttenzer Automobilmuseum dem wohl unattraktivsten Thema, das für PS- Fetischisten überhaupt denkbar ist: dem Transport von Kleingütern.
«Vom Handkarren zum Lieferwagen» lautet der Titel der inzwischen 20. Sonderausstellung im Pantheon, und diese Schau bietet bis zum 15. Oktober genau das, was sie verspricht. Gut zwei Dutzend Exponate und Leihgaben hat Ausstellungsmacher Musfeld im Rund seines Züblin-Baus versammelt, um die ureigene Ästhetik des Warentransports darzustellen.
Dabei geht es nicht nur um die rein technischen Aspekte der manchmal geradezu abenteuerlichen Umbauten, mit denen Gewerbetreibende im vergangenen Jahrhundert die Motorisierung für ihre Zwecke untertan machten; in dieser Hinsicht ist der aus dem legendären Fiat-Topolino-Kleinwagen entstandene Lieferwagen von Milchmann Bärtschi aus dem Jahr 1936 ein echtes Prunkstück.
Gerade auch diese Verbindung mit dem Alltag unserer (Ur-) Grosseltern ist es, die beim Betrachten der Exponate unvermeidlich hochkommt. Insofern ist diese Schau genauso sehenswert wie die ähnlich konzipierte Sonderausstellung über die schrottreifen Scheunenfunde von 2015.
Besonders schweizerisch und darum unverzichtbar für ein derartiges Thema ist der ausgestellte grüne Ford-TT-Verkaufswagen, mit dem Gottlieb Duttweiler ab 1925 in Zürichs Quartieren seine «Kolonialwaren» feilbot und so den Grundstein zum heutigen Migros-Imperium legte.
Die Konkurrenz steht sinnigerweise gleich daneben, wenngleich sich der Milchwagen des Coop-Vorgängers ACV nur auf einen 1-PS-Antrieb mit vier Hufen verlassen konnte. «Duttis» Ford-TT-Laster brachte es immerhin auf 20 PS und 35 km/h.
SAMSTAG, 21. SEPTEMBER 2024
13 bis 18 Uhr
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