Bis zum Zweiten Weltkrieg standen in der Welt der Luxus-Karossen neben den grossen Namen wie Barker, Ghia, Pinin Farina oder Zagato auch schweizerische wie Reinbolt & Christé, Graber, Langenthal, Tüscher oder Worblaufen. Rund 40 namhafte Schweizer Karosseriebauer waren damals am Werk, mit dem Ruf zu den edelsten Automobil-Manufakturen der Welt zu gehören. Die Präsenz dieser Betriebe an den wichtigen Automobilsalons war damals eine Selbstverständlichkeit. Einzelstücke, Kleinst- und Kleinserien kostbarer und eleganter Aufbauten wurden auf die teuren Chassis dieser Zeit gezaubert, die Sattler sorgten für das luxuriöse Interieur in Leder und Stoff. Die Ästhetik und Qualität dieser Fahrzeuge haben sie zu Solitären im modernen Oldtimermarkt gemacht, sie gehören zu den gefragtesten überhaupt. Man denke nur an den Alfa Romeo 6C 2300B Cabriolet Worblaufen, an die Bentley von Graber, den Bugatti T49 Cabriolet Chiattone oder an die Porsche der Gebrüder Beutler – sie alle und weitere sind zu automobilen Legenden geworden. Auch in der Region Basel war das Wagner- und Karosseriegewerbe gut vertreten, ein Besuch im Historischen Museum Basel, Museum für Pferdestärken in den Merian Gärten im nahen Brüglingen, macht klar, welche Bedeutung dieses Gewerbe seinerzeit hatte. Und in Basel gründete der Karossier Jules Kölz den Verband Schweizerischer Carrosserie-Industrie, VSCI, den Arbeitgeberverband der Branche, dem heute rund 700 Firmen angeschlossen sind.
Vorbei sind die Zeiten des Gewerbes, die Zeiten der Einzelstücke, des Besonderen. Wir bewegen uns in einförmigen Massenmärkten industrieller Prägung. – Um nicht allein von der „guten, alten Zeit“ träumen zu müssen, haben wir die Sonderausstellung „Schweizer Carrossiers“ zusammengetragen. Wir freuen uns an der Vielzahl und Verschiedenheit der Exponate, wir freuen uns über das Können und die schöpferische Kraft der Schweizer Karossiers. – Vor wenigen Monaten haben an der bisher grössten Berufsweltmeisterschaft der Geschichte zwei junge Schweizer Carrossiers Gold in der Kategorie „Car Painting“ und Bronze in „Auto Body Repair“ gewonnen. Wenn das keine guten Aussichten sind! Die Sonderausstellung „Die Schweizer Carrossiers“ wurde von den Personen und Institutionen, die Fahrzeuge zur Verfügung gestellt haben, ermöglicht. Ihnen gebührt Dank – auch den Sponsoren, namentlich der Versicherungsgesellschaft Nationale Suisse und der Basler Kantonalbank. Herrn Urs P. Ramseier vom Swiss Car Register gebührt besonderer Dank für sein grosses Engagement, und auch allen anderen, die tatkräftig an der Ausstellung mitgearbeitet haben, sei dies beim Transport der Autos, beim Schieben, Polieren, Fotografieren, Schreiben, Drucken und allen weiteren „Kleinigkeiten“, ohne die ein solches Vorhaben unmöglich wäre, ein herzliches Dankeschön.