Ettore Bugatti, der begnadete Erfinder der erfolgreichen Automarke, stammte aus einer italienischen Künstlerfamilie. 1909 gründete er im elsässischen Molsheim das berühmte Unternehmen. Seine Automobile mit dem so typischen Hufeisenkühler und dem Emblem EB gleichen Kunstwerken. Sie rasen in den Goldenen Zwanziger Jahren vor allem mit dem legendären Rennwagen Typ 35 von Sieg zu Sieg und prägen auch massgebend das Renngeschehen in der Schweiz. Zahlreiche Werks- und vor allem auch Schweizer Privatfahrer verhelfen der Marke in unserem Land zu grossem Beliebtheits- und Bekanntheitsgrad. Ettore Bugatti unterhält sehr persönliche und teilweise freundschaftliche Beziehungen zu diesen Fahrern und das hilft auch mit, den Absatzmarkt Schweiz zu einem der erfolgreichsten aufzubauen. Der Schweizer Hang zur Perfektion, gepaart mit der Freude an interessanter, in sportlichen oder eleganten Fahrzeugen verpackter feinster Mechanik und die vorhandenen finanziellen Ressourcen, begünstigten das Heranwachsen der ansehnlichen Bugatti-Gemeinde.
Nicht zufällig gelten Bugatti Automobile als Inbegriff für die Schönheit technischer Vollkommenheit, getreu der Philosophie von Ettore Bugatti: «Ein technisches Produkt ist dann perfekt, wenn es auch vom ästhetischen Standpunkt her perfekt ist». Neben den Automobilen selbst ist es vor allem die Persönlichkeit Ettore Bugattis, die die Faszination der Marke ausmacht. Der weltbekannte Bugatti-Chronist Hugh Conway stellte einmal die Frage, ob der «Zauberer aus Molsheim» ein «verrückter Erfinder» sei oder ein «mechanisches Genie». Die Antwort liess selbst der anerkannte Spezialist und Gründer des Bugatti-Trusts offen, denn neben seinen berühmten Autos konstruierte «Le Patron», wie ihn seine Mitarbeiter im Molsheimer Werk nannten, auch Flugzeuge, Rennbote und Züge. Abgesehen von unzähligen Patenten und Erfindungen, gehören unter anderem auch ein ziehbarer Hühnerstall oder das Zaumzeug für Pferde zu den speziellen Kreationen des grossen Tierliebhabers und Pferdenarrs. So ist die treffende Bezeichnung der «Pur Sang», der Vollblüter aus Molsheim, nicht zufällig entstanden. Diese Bezeichnung steht sinnbildlich für die Eleganz und Rasse der Marke sowie für zahlreiche typische Formen an den Fahrzeugen, die durch die grosse Nähe und Liebe Ettores zu den Pferden zu erklären sind.
Nicht alles was er anfasste, wurde ein Erfolg und mancher Fehlgriff brach dem Selfmade-Ingenieur ohne Diplom oder Abschluss fast das unternehmerische Genick. Die Ereignisse rund um den zweiten Weltkrieg sowie persönliche Schicksalsschläge sollten einen wesentlichen Einfluss auf das Fortbestehen der Marke haben. Der tragische Unfalltod des hochbegabten Sohnes Jean Bugatti im Jahr 1939 anlässlich einer Testfahrt im siegreichen Le Mans Tank Typ 57 C ist ein wichtiges Schlüsselelement für die Firmengeschichte. Jean Bugatti und seine wunderbaren Kreationen auf Basis des Typ 41 Royal und die einmaligen Karrosserieformen auf den Chassis der Typen 55 und 57, sind wahre Kunstwerke auf Rädern. Obwohl mit seinem Vater nicht immer einig in Fragen der technischen Weiterentwicklung der Fahrzeuge, konnte sich Jean gegen den manchmal eigensinnigen Patron doch sehr erfolgreich in Szene setzen. Wir können nur vermuten, dass er mit seinem Genie in den Jahren nach dem Krieg den erfolgreichen Fortbestand der Firma hätte massgebend mitbestimmen können. Nach den Kriegswirren versuchte man nochmals mit mässigem Erfolg die Produktion in Molsheim wieder aufzunehmen. Ettore Bugatti starb im Jahr 1947, seinen Erben unter der Mithilfe von Sohn Roland gelang es aber nicht, den Produktionsstop im Jahre 1959 abzuwenden.
Doch die Bugatti Automobile dieser Zeit sind nach wie vor unvergessen, sie sind längst ein Mythos geworden und zählen zum Edelsten, Aufregendsten und Aussergewöhnlichsten, was jemals auf Rädern fuhr. Eine Faszination, der man leicht erliegt und die auch in den zahlreichen Clubs rund um den Globus dokumentiert wird. Auch die Bugatti-Szene in der Schweiz ist aktiver denn je, und der Bugatti Club Schweiz ist in den letzten Jahren stetig gewachsen. Im Jahre 2009 feiern die Bugattisten in aller Welt den 100. Geburtstag und zeigen ihre wunderbaren Fahrzeuge im Rahmen zahlreicher Veranstaltungen. Die spezielle und einmalige Konstellation des Pantheons ist eine würdige Kulisse für eine spezielle und in dieser Art sicher einmalige Bugatti-Ausstellung. Wir danken Steffi Musfeld, dass er sein grosses Oldtimer-Herz für diese Geburtstagsausstellung schlagen lässt und freuen uns, wenn bei dieser Gelegenheit der «Bugatti-Virus» auf neue Liebhaber aller Jahrgänge überschwappt.
«Vive la Marque!»
Max Labhard